»Mit diesem Messepaar liegen wir richtig«, meinte Oberbürgermeisterin Barbara Bosch am Samstag bei der Eröffnung der Leistungsschau »Handwerk im Zirkuszelt«, die zum vierten Mal in Kooperation mit den Reutlinger Energietagen stattfand. Die behandelten Themen seien brisant, »aktueller geht's leider gar nicht mehr«, sagte sie und verwies auf die Lehren aus Fukushima und die fortschreitende Erderwärmung.
Aus dem Bewusstsein heraus, dass etwas getan werden müsse, hätten sich Kreishandwerkerschaft und Stadt Reutlingen vor Jahren zusammengetan, um mit dieser Plattform Informationen und praktische Lösungen zur Energieeffizienz und den erneuerbaren Energien unter die Leute zu bringen. »Ich sehe uns in Reutlingen gut aufgestellt«, betonte Bosch und ließ nicht unerwähnt, dass die Achalmstadt derzeit Platz drei in der Solarbundesliga belegt. Auch sei Reutlingen neben Kassel die einzige Großstadt in Deutschland, die städtische Immobilien komplett mit Ökostrom versorgt.
»Wir liegen mit unserem Angebot absolut im Zentrum dessen, was momentan gefragt ist«, meinte auch Kreishandwerksmeister Harald Herrmann, der sich zufrieden über den Messestandort, das Festgelände Bösmannsäcker, äußerte. Dieser habe sich als vorteilhafter als der vorige Standort auf dem ehemaligen Bruderhausgelände erwiesen. Um die 10 000 Besucher fanden bis Sonntagabend den Weg in die sieben Zelte und zu den Ständen auf dem Freigelände, wo über 100 Aussteller ihre Dienstleistungen und Produkte rund um Neubau, Ausbau, Renovierung und Sanierung präsentierten. Auch der Bereich Elektromobilität war vertreten, angefangen vom umweltfreundlichen Stadtflitzer über das E-Bike bis hin zum Elektroroller Segway. Ergänzt wurde die Messe durch ein buntes Rahmenprogramm an beiden Tagen.
»Wir liegen mit unserem Angebot absolut im Zentrum«
Wichtiger Ansprechpartner bei der Energie-Erstberatung waren die Klimaschutzagentur des Landkreises Reutlingen und die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg mit ihren unabhängigen Experten. Die Förderprogramme der staatlichen KfW-Bank zu den erneuerbaren Energien seien vielen Menschen bekannt, sagte Jürgen Schipek, Geschäftsführer der Klimaschutzagentur. »Nur wenige aber wissen, dass man auch fürs altersgerechte Sanieren Fördermittel bekommen kann. Wir informieren auch darüber.«
Im Energiebereich seien Mikro-Blockheizkraftwerke für Ein- und Mehrfamilienhäuser der neue Trend, sagte Schipek. Die gasbetriebenen Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung sind kaum größer als ein Kühlschrank und haben einen Wirkungsgrad von 90 Prozent. Am Stand der Firma Ruoff Energietechnik aus Riederich erläuterte Inhaber Uli Ruoff die Funktionsweise: »Ein kleiner Stirlingmotor produziert Strom. Die Abwärme wird genutzt, um zu heizen. Das Verhältnis ist dabei eins zu fünf. Das heißt: Auf einen Teil Strom kommen fünf Teile Wärme, die man im Haus nutzen kann.« Die Kunden erhofften sich von dieser Technik vor allem Unabhängigkeit und Preisstabilität, erklärte Ruoff.
Innovativ zeigte sich das Handwerk auch an anderer Stelle. Schreinermeister und Bestattungsunternehmer Uwe Serway aus Dettingen hatte sich Gedanken über »die letzten Dinge« gemacht. Als Ergebnis stellte er zwei Prototypen von Särgen vor: einen urig-schlichten Einbaumsarg in naturbelassener Optik, gefertigt aus einem ausgehöhlten Fichten-Baumstamm und einen Sarg aus Rattan, hergestellt von einer Korbflechterin im Ermstal. Handgemachte Unikate, die die Liebsten auf dem letzten Weg begleiten sollen, hatte auch Gerd Krieger aus Schönebürg im Kreis Biberach mitgebracht: Urnen, die er aus speziellen Hölzern fertigt, beispielsweise aus einem Instrument, wenn der Verstorbene Musiker war, oder aus einem Boot, mit dem der Opa immer zum Angeln fuhr.
Rundum zufrieden zeigte sich gestern am Spätnachmittag der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann. Rund 10 000 Messebesucher habe man registriert, das seien eindeutig mehr als noch im vergangenen Jahr. Auch die Aussteller seien durchgehend mit der Resonanz zufrieden gewesen, betonte er.