»Angstschweiß ist alkalisch, Sportschweiß sauer.« Die 30 Mädels samt einigen Jungs am Gruppenrand wissen jetzt genau, was sie im Beruf als Textillaborantin erwartet: Selbst angemischte Schweißlösungen zur Materialprüfung genauso wie Stoff fürs Auge und zukunftsträchtige Arbeitsplätze. Der Vortrag der beiden Hugo-Boss-Azubinen füllte Raum 103 der Gewerblichen Schule komplett.
Das Schulfoyer und die angrenzende Sporthalle wurden am Azubitag gestern Nachmittag ebenfalls von Abschlussschülern aus dem ganzen Ermstal überschwemmt. Unterwegs Richtung Zukunft. Berufsmöglichkeiten ausloten, orientieren. Und Rüstzeug holen im Bewerbungstraining einer Ersatzkasse, deren Referent Joachim Kautz dazu riet, sich vorab über das Wunsch-Unternehmen Gedanken zu machen und die Fangfrage »Haben Sie noch Fragen?« keinesfalls neugierlos mit Nein zu beantworten.
Gelockt mit Brezeln und Filmhäppchen, machten sich die Noch-Schüler schlau über den Einstieg ins Bäckerhandwerk. Andere ließen sich auf Augenhöhe mit nur wenig älteren Entsorgungs-, Feinmechanik- oder Altenhilfe-Azubis den Reiz und die Anforderungen ihrer Berufe weitergeben.
Rekordandrang bei Ausstellern
55 Unternehmen zeigten, was sie zu bieten haben - Rekord auf der Ausbildungsmesse, die heuer zum 13. Mal lief. Metzinger Arbeitgeber wie Wepuko Pahnke, Holder, Müller & Bauer oder Sauter lockten zudem erstmals mit noch intensiveren Einblicken: auf Exkursionen in ihre nahen Betriebsstätten.
Der Azubitag steht für gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Jungs und Mädels suchen Ausbildungsplätze, die Wirtschaft wirbt händeringend um ausbildungsreifen Nachwuchs. Dessen Zukunftsaussichten sind derzeit erfreulich. »200 junge Menschen unter 25 Jahren suchen im Kreis Reutlingen einen Arbeitsplatz«, legte Landrat Thomas Reumann, neben Metzingens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler Schirmherr des Azubitags, offen. Die Kreisquote der jungen Jobsuchenden ist mit 3,9 Prozent leicht höher als im Land mit 2,8 Prozent, aber immer noch niedrig. Doch vor dem Beruf steht die Ausbildung, und ob Bewerber und Arbeitgeber zusammenpassen, zeigt sich häufig im Praktikum. »Die besten Ausbildungsverhältnisse kommen über das persönliche Kennenlernen zustande, nicht über das Lesen von Bewerbungsunterlagen«, befand Fiedler.
Kennenlernmöglichkeiten gab es in der Gewerblichen Schule des Kreises in Hülle und Fülle. Wie vergangene Azubitage zeigen, bahnen sich auf dem Marktplatz der Möglichkeiten nicht nur Praktika, sondern gelegentlich auch Ausbildungsverhältnisse an. Gestern hingen noch Lehrstellen für Bürokaufleute oder Elektroniker am schwarzen Such-Brett. Oder lieber »vom Totengräber zum Bestattungsunternehmer«? Dem geht die Arbeit jedenfalls nicht aus.